Packt mich bitte nicht in Watte

Es ist (endlich) soweit. Die Verhandlung ist abgeschlossen und das Urteil hat mich erreicht. Urteil klingt irgendwie komisch, aber die Richterin hat halt entschieden und es kam, wie ich es kommen gesehen habe. Natürlich hatte ich noch einen kleinen Funken Hoffnung, aber dieser ist nun wie eine Seifenblase zerplatzt.
Ich habe mein Sorgerecht verloren und das Schlimmste, die Anwältin vertritt mich nicht weiterhin in diesem Fall, weil sie ihn als hoffnungslos ansieht. Danke für nichts!

Wie geht es mir nun damit?
Nun ja, was soll ich sagen? Der erste Tag war schlimm und ich hatte einen gesundheitlichen „Rückfall“. Ich bin in einem dissoziativen Zustand gefallen und habe meine Gefühle einfach per Knopfdruck ausgeschaltet. In mir herrscht jede Menge Druck, der aber noch erträglich ist. Ich denke, ich habe mich gut im Griff. Ich hoffe einfach nur, dass es so bleibt. Das Problem ist grade nur, dass ich irgendwie noch nicht ganz aus diesem Zustand raus bin. Ich fühle weder Trauer, noch Wut, noch Freude. Innerlich schon wieder tot. Und schrecklicherweise ist es mir egal.

Anstrengend ist nur, dass nun viele Leute der Meinung sind, mich in Watte packen zu müssen. Ich verstehe, dass sich manche Sorgen machen und vielleicht nicht wissen, wie sie mit mir umgehen sollen. Ich meine, so eine Nachricht bekommt man ja nicht alle Tage.
Aber bitte, geht einfach ganz normal mit mir um. Ich will nicht über diese Sache reden, schreiben oder sonst irgendetwas tun. Ich will das grade einfach nur verarbeiten.
Warum ich nun darüber schreibe? Keine Ahnung. Irgendwie muss das raus und anderseits möchte ich beantworten, warum das Ganze passiert ist.

Ich bin psychisch krank. Ich habe Borderline. Ich habe Depressionen. Ich habe Soziophobie. Ich habe Panik Attacken. Ich habe Epilepsie. Und ich bekam anfangs auch die Diagnose Narzissmus (welche sich glücklicherweise nicht behaupten ließ).
Das alles sind schon krasse und vor allem viele Krankheitsbilder. Zumal sie mich sehr stark im Alltag einschränken. Deswegen sind meine Kinder beide in einem Heim untergebracht worden. Für mich ist das auch in Ordnung, da ich weiß, dass ich mich nicht immer gut genug um sie kümmern kann. Doch dem Jugendamt hat das nicht gereicht. Durch meine Krankheiten wäre ich laut denen eine Gefahr für meine Kinder. Den Sinn verstehe ich selbst nicht so wirklich.
Die Kleine machte sich halt oft Hoffnung, dass sie bald nach Hause kann. Zumal es ja auch einmal im Raum stand. Nun kann ich es ihnen nicht mehr sagen, also, dass sie nach Hause kommen würde. Und nur dafür musste mir wirklich das Sorgerecht weggenommen werden. Herzlich Willkommen in Deutschland.
Meiner Meinung nach ist es total sinnfrei. Die Kinder sind schockiert über das Ergebnis. Verständlich, oder? Und in den letzten 11 Jahren habe ich IMMER mit dem Jugendamt zusammen gearbeitet. Ich habe IMMER getan, was sie von mir verlangten. Ich habe NIE gegen irgendwelche Auflagen geschossen.
Aber sie nehmen es mir weg. Weil ich krank bin.
Und das ist einfach alles.

Hilfreich wären nun Menschen in meinem Umfeld. Menschen, die mich kennen und mich verstehen. Die mich behandeln, wie sie mich immer behandelt haben. Aber auch dies ist schlagartig wie eine Seifenblase zerplatzt. Einfach so. Und selbstverständlich darf ich mir diesen Schuh nun anziehen.
Vielen Dank, für diese zusätzliche Belastung an dieser Stelle. Schuldgefühle nehme ich gerne weiterhin an. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.

Was für mich momentan nur schlimm ist, dass ich durch die Dissoziation wahrscheinlich auch den Antrieb verloren habe. Mir macht momentan nichts mehr Spaß. Okay, nichts ist gelogen. Aber egal was ich tue, ich bin nur noch halbherzig dabei und merke, dass ich auf nichts mehr Lust habe.
Die letzten zwei Tage wurde ich regelrecht dazu getrieben online zu kommen, um mich mit WoW abzulenken. Wir waren zu dritt im ts und hatten ein bisschen zusammen gespielt. Über ganz normale Dinge gequatscht und ich konnte tatsächlich ein bisschen lachen. Fakt ist, ich war abgelenkt von der Leere in mir.
Wenn dann aber andere kommen und wieder und wieder und wieder fragen, ob mit mir alles okay ist, wie es mir geht, ob ich klarkomme, usw … bitte hört doch auf damit. Man redet dann automatisch über das Thema und ich will das einfach nicht. Es zieht mich runter, aber ich will hoch kommen!
Am Wochenende war ich zB den ganzen Tag einfach nur unterwegs. Das war toll. Es war wohl heiß und eklig, aber ich hatte überhaupt keine Zeit zum Trübsal blasen.

Jetzt überlege ich auch, was ich nun eigentlich tun soll. Also wegen Therapie. Ich habe irgendwie das Gefühl, als würde ich mich im Kreis drehen. Wartelisten. Ablehnungen. Es ist einfach ein Rattenschwanz.
Ich wünsche mir eine Therapeutin, bzw Psychologin hier in Marl. Oder halt auch Recklinghausen. Es kann doch nicht so schwer sein einen Platz zu bekommen!?

Und ich wünsche mir noch etwas. Dass dieses Alleinsein endlich aufhört. Diese Einsamkeit frisst mich echt auf. So habe ich mir mein Leben nie vorgestellt.
Aber … egal was ist. Wie schlecht es mir geht oder wie instabil ich bin, ich werde mir nichts antun! Diese Gedanken hatte ich nie und ich werde sie auch nie haben. Denn ich will leben, und das richtig!

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