Der Kampf mit mir selbst

Dass ich psychisch ein ziemliches Wrack bin, wissen wir ja eigentlich alle. Dass ich nicht wirklich etwas dagegen tue, wahrscheinlich auch. Ich habe Borderline, Depressionen, Soziophobie und hier und da noch diverse Macken. Manchmal habe ich das gut im Griff und denke, dass ich damit leben kann. Aber an anderen Tagen wünsche ich mir Unterstützung, weil ich dann einsehe, dass ich das nicht alleine gepackt bekomme.
Ich sage offen und ehrlich, dass ich zu schwach bin, den ersten Schritt alleine zu machen und bekomme es aber auch nicht hin, explizit nach Hilfe zu fragen.

Daher nehme ich das so hin wie es ist und versuche das Beste draus zu machen.
In den letzten Wochen ist sehr viel bei mir passiert. Einen Menschen verloren, der mir sehr wichtig war. Von anderen Menschen gedisst worden. Dann hat sich wieder jemand an mich ranbaggern wollen. Und ständig muss ich mich anderen gegenüber rechtfertigen. Ich habe seit ca. 3 Wochen nicht richtig geschlafen und fühle mich, als bestehe ich nur noch aus einer Hülle.
Ich bin müde und ausgelaugt und fühle mich nicht gut. Habe aber auch nicht wirklich jemanden, mit dem ich reden kann. Das Schlimmste ist eigentlich immer noch der Verlust des Freundes. Der Freund, der kein Freund war. Wie es scheint. Die Erkenntnis, dass ich fünf Jahre meines Lebens einer Illusion nachjagte und daran festhielt, wie an einem dünnen Seil, das mich vorm Sturz hält.
Viele sagen immer ich soll drauf scheißen und ihn einfach vergessen. Ich glaube, mir hat noch nie jemand so sehr weh getan. Aber vergiss mal eben fünf Jahre. Das ist immer so leicht gesagt, denn gerade nachts habe ich immer noch Albträume deswegen und versuche daher den Schlaf so gut wie möglich zu vermeiden. Bin oft bis 04 oder 05 Uhr wach und schlafe dann nur bis max. 09 oder 10 Uhr. Manchmal weniger.

Aber ich kann mit Stolz sagen, dass ich mich in dieser Zeit nicht einmal selbst verletzt habe. Aber glaubt mir, das Verlangen war da. Und wie …
Dafür habe ich auch ein paar Leute kennengelernt, die mich sehr gut ablenken und die ich am liebsten nur noch den ganzen Tag um mich haben will. Natürlich nur im Discord und in Verbindung mit WoW. Außerdem habe ich wieder intensiver mit einer Freundin Kontakt, die ich seinetwegen mehr oder weniger ignorierte.
Aber …
Ich habe Angst davor. Angst, mich mit diesen Menschen besser zu verstehen und dass sich vielleicht irgendwann eine Freundschaft entwickeln könnte. Manchmal erwische ich mich sogar dabei, wie ich überlege sie wieder von mir weg zu stoßen. Spiele mit dem Gedanken, dass es am besten ist, wenn ich alleine bin. So würde ich mich selbst vor weiterem Verlust schützen.
Doch ich weiß, dass ich das eigentlich nicht will.

Oft fühle ich mich wie eine Marionette. Alle haben gesagt, dass er mich so behandelt hat, weil ich nur das getan habe, was er will. Kaum meine eigenen Interessen verfolgt habe. Aber irgendwie hat sich das nicht verändert. Bzw. eigentlich wenig.
Ich bin immer noch unheimlich wütend und verletzt, weil mich dieser Mensch so sehr stürzen ließ. Und weil ich das zugelassen habe. Ich spüre ständig, dass mir zum Heulen ist, aber ich kann nicht. Als wäre da irgendetwas in mir einfach kaputt.
Und auch das will ich alles nicht.

Ich habe jetzt angefangen meine Klinik Unterlagen alleine auszufüllen. Ich könnte mir dort Hilfe aus der LWL holen, aber ich habe momentan nicht die Kraft dort hin zu fahren. Entweder reicht das dann, oder eben nicht.
Denn ich will in diese Klinik und lernen ein normales Leben zu führen. Aber ich will es auch nicht, weil ich große Angst vor Veränderungen habe.

Seit ein paar Wochen habe ich auch meine Tabletten nicht genommen. Ich habe keine mehr da und schaffe es nicht beim Arzt anzurufen und mein Mann hat keine Zeit / Lust. Manchmal glaube ich, dass ich auch für ihm eine Last bin und es vielleicht besser wäre, mich zu trennen. Er hat ja nichts von mir. Ich verkrieche mich momentan in meine Onlinewelt und er arbeitet sowieso den ganzen Tag. An den Wochenenden machen wir auch nichts mehr zusammen und miteinander reden eigentlich auch nicht. Er weiß, dass ich krank bin und Hilfe brauche, aber er ist nicht wirklich für mich da. Ich denke dann immer, dass er mit mir überfordert ist und genervt bestimmt auch. Für viele ist es halt unverständlich, dass jemand es nicht einmal schafft beim Arzt anzurufen und nach einem Rezept zu fragen, es geschweige denn noch abzuholen.
Also gucke ich, dass es irgendwie ohne Tabletten geht. Ich habe meine Antiepileptika nun jahrelang regelmäßig genommen und schon etwas Angst. Aber viel schlimmer ist für mich, dass ich keine Schilddrüsentabletten habe. Ich habe die nun seit Samstag nicht genommen. Ich gebe der Sache noch eine Woche – dann geht es wieder steil bergab.
Und ich weiß, dass besonders diese kleine Tablette irre wichtig ist, aber ich schaffe es trotzdem nicht. Meine Angst ist einfach zu groß.

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